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Häftlingsunterkunft findet nach langer Odyssee ein Zuhause – Vogtlandkreis organisiert Transport nach Flossenbürg

Datum: 27.08.2021

Es war ein langer Weg, bis eine ehemalige Häftlingsbaracke des Außenlagers Mehlteuer des Konzentrationslagers Flossenbürg, seinen nun hoffentlich endgültigen Bestimmungsort in der heutigen „KZ-Gedenkstätte Flossenbürg“ im  Oberpfälzer Wald gefunden hat.

Die gut eineinhalbjährige Odyssee begann mit einem Abbruchantrag für einen Gebäudekomplex im Ortsteil Oberpirk in Mehlteuer, den der Eigentümer in der  Unteren Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt stellte. Dem Antrag folgte eine Begehung. Dabei wurde ein Wagonähnlicher hölzerner Bau gesichtet, über den der Eigentümer eine ganze Menge zu berichten wusste. Es sollte sich wohl um eine ehemalige Häftlingsunterkunft handeln von denen sich etliche im Märchenwald bei Syrau befanden.

Unmittelbar nach der Sichtung beschäftigten sich die Bauaufsicht und die Denkmalbehörde mit dem Objekt und forschten nach. Im Inneren der Baracke befinden sich noch gut erhalten Befestigungen der Bettstellen und Kleiderhaken, so dass die Nutzung als Unterkunftsstätte naheliegt. Weitere Recherchen, mithilfe der Landesämter für Denkmalpflege und  Archäologie, ergaben, dass sich im Waldgebiet bei Syrau ein Lagerstandort mit zwei Reihen a´13 Kleinbaracken befand, wovon jede mit bis zu sechs Personen bewohnt wurde. Eine Baracke maß 3 x 2 Meter. Die dort untergebrachten etwa 150 weiblichen Häftlinge und Zwangsarbeiter arbeiteten in einem sogenannten Waldwerk, eine improvisierter Fertigungsstätte für Flugzeugteile.

Mit unzähligen Anrufen und Mails versuchte man fortan einen neuen Ort für die historisch wertvolle und geschichtsträchtige  Baracke zu finden. Mehrere Museen und Gemeinden, die im Zusammenhang mit der Geschichte der Baracke stehen, wurden kontaktiert. Fündig wurde man in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Der dortige Leiter Prof. Dr. Jörg Skriebeleit zeigte sich interessiert, denn Mehlteuer war eine der über 80 Außenstellen des KZ-Flossenbürg. Im Dezember 1944 wurden aus dem KZ Bergen-Belsen 200 Jüdinnen (Deutsche, Polinnen, Tschechinnen)  in das Außenlager nach Mehltheuer gebracht, um sie dort in der Rüstungsindustrie einzusetzen, so die historischen Quellen.

In Zeiten klammer Kassen in musealen Einrichtungen, übernahm die Straßenmeisterei Plauen, des Amtes für Straßenunterhalt und Instandsetzung die Sicherung und den Transport der Baracke in das 140 Kilometer entfernte Flossenbürg, wofür sich die Leitung der Gedenkstätte beim Vogtlandkreis nochmals herzlich bedankt. Den Dank gibt die Behörde gerne auch an den Eigentümer weiter, der die Baracke noch bis zum Abtransport auf seinem Grundstück beherbergte und an alle Beteiligten.