21. August 2012
Grundsteinlegung für das neue Landratsamt: Nach dem Abriss beginnt der Aufbau
Grundsteinlegung für das neue Landratsamt: Nach dem Abriss beginnt der Aufbau.
Ein Haus erlebt zwei Grundsteinlegungen im Abstand von 100 Jahren
Für die größte Investition des Vogtlandkreises wurde der Grundstein gelegt. Nach Abrissarbeiten und Entkernung beginnt nun der Rohbau. 1912 war Baubeginn und Grundsteinlegung des Warenhauses Tietz, 1914 die Einweihung. Der Bau nach den Plänen des Architekten Emil Rößler fiel in eine Blütezeit. Der Geist Rößlers bleibt mit zweidritteln der Bausubstanz erhalten. Die Nutzung des altehrwürdigen Hauses im Zentrum der Spitzenstadt als Behördensitz ist eine mutige Entscheidung, so der Tenor der Grundsteinlegung.
Die Zeremonie der Grundsteinlegung hat Symbolik: eine Hülse mit aktuellen Münzen, Tageszeitung und Bauplänen wird in den Grundstein gelegt. Mit den Hammerschlägen wünschen Bauherr, Architekt und Geldgeber einen vor allem reibungslosen und unfallfreien Bau.
Die vier Festredner griffen aber noch mehr Argumente auf, die für diesen Bau an genau dieser Stelle sprechen. Die Imposanz des Stahlgerippes unterstrich die Worte. Landrat Dr. Lenk als Bauherr nannte seine Grundsätze einer modernen Verwaltung, die flexibel in ihren Kernaufgaben und bürgernah in der Region tätig sein muss. Möglich wird das u.a. durch moderne Technik, DSL-Vernetzung, Bürgerterminal und Telearbeit. Zweitens spricht die Wirtschaftlichkeit für den Neubau. Mit bis zu 1,1 Mio Euro jährlich rechnet die Behörde.
Mit Fördermitteln angereichert soll das weitere Investitionen ermöglichen. Und auch einen weiteren Grund blieb der Landrat nicht schuldig - die Belebung der Plauener Innenstadt und die Bewahrung eines denkmalgeschützten Baus, der sonst wohl dem Verfall preisgegeben wäre. Lenk kündigte mit Horten ein Zentrum aller Vogtländer in einem Oberzentrum Plauen an. Argumente, die Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer zu unterstützen wusste mit der von ihm ausgesprochenen Gewissheit, dass sich der Bau refinanzieren wird. Der Zuschuss von sieben Mill. Euro aus der Stadtkasse war kein Pappenstil, aber er ist es wert, gab sich Oberdorfer überzeugt. Eigentlich wollte er vor Freude singen, denn gut zehn Jahre habe die Stadt nach einer Lösung gesucht. Horten ist der wirtschaftlichste Standort mit der höchsten Förderung fasste der Landrat alle untersuchten Ergebnisse zusammen. Die meisten Rathäuser der Region wurden auf Vordermann gebracht, brachte Lenk den Vergleich darauf, Horten als Rathaus des Vogtlandkreises zu verstehen.
Als Highlight für die Stadtentwicklung und die Entwicklung des Vogtlandes bezeichnete Innenminister Markus Ulbig den Neubau. Es war der größte städtebauliche Vertrag, den er als Minister vor zwei Jahren in Plauen übergab. Auf die Frage, ob man sich einen solchen Verwaltungssitz leisten kann, antwortete er mit einem klaren "JA". Auch das in Pirna stehende Schloss Sonnenstein erlebte eine Verwandlung und Wiedergeburt - als Sitz des Landkreises Sächsische Schweiz/Osterzgebirge. Auch dort wurde ein historisch wertvoller Komplex mit einer langfristigen Nutzung vor dem Verfall gerettet. Sinnvolle Nutzung und vernünftige Arbeitsbedingungen sprechen auch für diesen Umbau, zeigte sich der Minister überzeugt und erfreut in Plauen diese Lösung in der Innenstadt gefunden zu haben.
Von einem außergewöhnlichen Tag sprach der beauftragte Architekt Hanns-Peter-Wulf. Die Architekten Bolwin und Wulf waren Sieger des Architektenwettbewerbes. Ihr Entwurf vereint am optimalsten historische Substanz mit den Anforderungen eines modernen Verwaltungsgebäudes sowie ökonomische und ökologische Aspekte. Mit einem Altbau kommen auch Probleme ans Licht, gab Wulf ebenso unumwunden zu wie die volle Ausschöpfung des vorgegebenen Kostenrahmens.
Die mutige Standortwahl bewertete auch er als "Bekenntnis". Mit der Vergabe der größten Lose an ausschließlich einheimische Unternehmen ist ein erster Lohn nachweisbar. Der Ausblick ist interessant genug und der Geist des Tietz-Architekten Emil Rößler bleibt gewahrt, so Wulf zum Anspruch. In diesem Jahr erfolgt der Rohbau. Fertigstellung und Einzug ist für Herbst 2014 geplant.