Die Sommerfrage: Was macht eigentlich eine kommunale Gleichstellungsbeauftragte?
„Werden wir jetzt gleichgeschaltet und musst Du ab jetzt gendern“? So lautete eine Frage an die neue Gleichstellungsbeauftragte des Vogtlandkreises – und so oder ähnlich manifestiert sich eine weitverbreitete Unklarheit über die Aufgaben einer kommunalen Gleichstellungbeauftragten.
Aber was genau tut sie denn nun? Da gibt es Grundlegendes, im Gesetz Verankertes aber auch individuellen Handlungsspielraum entsprechend den Erfordernissen und Gegebenheiten im jeweiligen Landkreis oder der Kommune.
Die Gleichstellungs-, Integrations- und Frauenbeauftragte im Vogtlandkreis, Anett Gräf (Foto), ist seit Februar 2022 in dieser Funktion tätig.
Als kommunale Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte unterstützt sie die Dienststellenleitung und nachgeordnete Organisationseinheiten bei der Durchsetzung der der betrieblichen Gleichstellungspolitik des Landkreises. Als Leitprinzip des Verwaltungshandelns soll die Chancengleichheit mit geeigneten Methoden umgesetzt werden. Im Wesentlichen geht es um die Verwirklichung folgender Grundsätze:
• Gleiche Mitwirkung an öffentlichen Entscheidungsprozessen
• gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben
• eigenständige Existenzsicherung
• gleiche Vergütung in gleichen Jobs (Abbau gender pay gap)
Dazu gehört u.a. die
• berufliche Förderung von Frauen
• Verbesserung der Zugangs- und Aufstiegschancen für Frauen
• Erhöhung des Anteils von Frauen und Männern in Bereichen, in denen sie bisher kaum vertreten sind
• bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle
• Abbau von stigmatisierenden Geschlechterklischees
• Beseitigung bestehender Benachteiligungen.
Prinzipiell wird der Begriff Chancengleichheit inzwischen um den Begriff der Vielfalt (Diversity) erweitert. Alle Menschen sollen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Glauben oder sexueller Orientierung, gleiche Chancen haben.
Die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte ist über Ämter und Parteigrenzen hinweg tätig, sie ist Ansprechpartnerin für kommunale Beschäftigte und Bürger rund um das Thema Chancengleichheit. Sie kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit, organisiert Veranstaltungen und Fortbildungen, baut Hilfestrukturen für Frauen und Mädchen aus, gibt eigene Expertisen weiter in Arbeitskreise und Lenkungsgruppen und unterstützt Vernetzungsstrukturen.
Im Vogtlandkreis ist die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte auch Integrationsbeauftragte. In dieser Funktion ist sie Ansprechpartnerin für Zugewanderte, Unterstützungs- und Helferstrukturen, Ehrenamtler und offizielle Stellen, die die Rahmenbedingungen schaffen, um eine erfolgreiche Integration ermöglichen, wie z.B. Institutionen und Behörden, Jobcenter, Anbieter von Sprachkursen, zahlreiche Verbände und Vereine, Hilfsorganisationen bis hin zu Privatleuten aus dem Landkreis. Sie ist zuständig für die Organisation und Leitung von Netzwerk- und Arbeitstreffen und sie fungiert als Koordinierungsstelle für interkulturelle Vorhaben.
Das Thema Chancengleichheit für alle steht dabei bereichs- und themenübergreifend immer wieder im Vordergrund.
Es geht um die Schaffung und Unterstützung von weitest möglichen gleichen Ausgangsbedingungen für alle – aber wie sie von jedem einzelnen genutzt werden, obliegt letztendlich der individuellen Verantwortung.
Termintipps:
Vom 25. September bis 02. Oktober 2022 findet wie jedes Jahr im Herbst die Interkulturelle Woche statt. Es wird ein breites Angebot von Informationen, Kultur, zu Begegnung und Kennenlernen, Musik, Tanz, ein Stück weit Exotik und Überraschendes geben. Nach den Sommerferien wird das Programm in den Medien bekanntgegeben.
Am 10. November 2022 wird eine Weiterbildungsveranstaltung für alle Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen sowie der nachgeordneten Einrichtungen im Vogtlandkreis zum Thema „(Neu-)Orientierung im Amt: Grundlagen der kommunalen Gleichstellungsarbeit“ veranstaltet.