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West-Nil-Virus: Angstmacher oder reale Gefahr?

Immer häufiger werden Anfragen zur Gefährlichkeit und Schutz vor dem West-Nil-Virus gestellt. Das Gesundheitsamt des Vogtlandkreises gibt hierauf erschöpfend Auskunft:

• Das West-Nil-Virus (WNV) wird in die Gruppe der Arboviren eingeordnet (Viren, die Arthropoden als Vektoren nutzen) und durch Stechmücken wie der bei uns in Deutschland weit verbreiteten und häufigen Gemeinen Stechmücke Culex pipiens übertragen.

• Bei einer Infektion mit dem West-Nil-Virus entwickeln die meisten Menschen keine Krankheitszeichen. Bei etwa jedem Fünften kommt es zu einer Erkrankung mit grippeähnlichen Beschwerden. Diese beginnt meist plötzlich mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen. Bei etwa der Hälfte dieser Erkrankten tritt außerdem ein knotig-fleckiger Hautausschlag auf, der sich vom Rumpf zum Kopf und zu den Gliedmaßen ausbreitet. Unkomplizierte Erkrankungen heilen in der Regel nach drei bis sechs Tagen folgenlos aus. Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Schwächegefühl und Erschöpfung können noch über mehrere Wochen anhalten.

• Bei etwa einer von 100 infizierten Personen kommt es zu einer schweren Erkrankung des zentralen Nervensystems. Ein Teil der Erkrankten entwickelt eine Hirnhautentzündung (Meningitis). Seltener ist eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis). Mögliche Krankheitszeichen sind dann unter anderem hohes Fieber, Nackensteifigkeit, Muskelschwäche, Benommenheit, Bewegungsstörungen, Lähmungserscheinungen, Krampfanfälle oder Sehstörungen. Nach einer Gehirnentzündung bleiben bei etwa jedem zweiten Betroffenen Spätfolgen zurück.

• Sehr selten sind Entzündungen anderer Organe wie Herz oder Leber.

• Etwa fünf bis zehn Prozent der Erkrankungen, bei denen das zentrale Nervensystem betroffen ist, verlaufen tödlich.

• Ein Risiko, an West-Nil-Fieber zu erkranken, besteht bei Aufenthalt in Regionen, in denen das Virus vorkommt und viele Steckmücken aktiv sind. Häufig betroffen sind Südfrankreich, Nord-Italien, Griechenland und weite Teile des Balkans, der Türkei und des Nahen Ostens, weiter nördlich auch Teile von Tschechien, Ungarn, Slowakei und Österreich. Auch Nordamerika, Afrika und Australien sind betroffen.

• In Deutschland kann es im Sommer und Herbst vor allem in den südlichen Regionen Ostdeutschlands zu einer Erkrankung an West-Nil-Fieber kommen. In Sachsen gab es seit 2017 bislang 105 mit Arboviren assoziierte Erkrankungen. Da zu dieser Gruppe auch andere Viren gezählt werden, ist eine genaue Angabe zu WNV-Infektionen nicht möglich.

• Im Spätsommer 2019 wurden erste in Deutschland durch Mücken übertragene Infektionen von West-Nil-Fieber bekannt (insgesamt 5 Infektionen). Auch in den darauffolgenden Jahren (Sommer und Herbst) wurden Infektionen in Ostdeutschland berichtet (2020: 22 Infektionen; 2021: 4 Infektionen; 2022: 17 Infektionen)

• Im Vogtland wurde im Jahr 2022 eine Infektion mit WNV nachgewiesen. Da die Symptome aber häufig unspezifisch sind und schwere Verläufe mit zerebraler Beteiligung nur selten vorkommen, kann davon ausgegangen, dass es regelmäßig weitere nicht-diagnostizierte Infektionen gibt.

• Die wichtigste Maßnahme, um einer Erkrankung an West-Nil-Fieber und anderen, durch Mücken übertragbaren Infektionen vorzubeugen, ist der Schutz vor Mückenstichen. Insbesondere Personen, die ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sollten Folgendes beachten:

• Schützen Sie sich möglichst durch helle, langärmelige Oberteile und lange Hosen.

• Zusätzlichen Schutz bieten Mücken-abwehrende Mittel (Repellents), die auf unbedeckte Körperstellen aufgetragen werden. Repellents wirken nicht dauerhaft und müssen wiederholt aufgetragen werden. Bitte beachten Sie daher die Gebrauchsanweisung des Produkts.

• Durch Moskitonetze an Fenstern und Türen oder Klimaanlagen können Stechmücken aus Innenräumen ferngehalten werden.

• Im Wohnumfeld sollten Brutplätze für Mücken wie offene Wasserbehälter oder kleinere Gefäße, in denen sich Wasser sammelt, möglichst beseitigt oder abgedeckt werden. Vogeltränken sollten regelmäßig gereinigt und neu befüllt werden.

• Von Hausmitteln wie Motoröl, Knoblauch oder Käse wird abgeraten, da sie keine nachgewiesene Wirksamkeit besitzen.

• Eine aktuelle und historische Übersicht über Länder und Regionen in Europa, in denen Infektionen mit dem West-Nil-Virus berichtet werden, findet sich hier
(https://gis.ecdc.europa.eu/portal/apps/dashboards/305f1b279cb04dddac3d4833b770a620).


17.07.2023