Ministerpräsidenten von Sachsen und Bayern treffen sich im Vogtland
Ländlicher Raum, das klinge immer, wie wenn man erst mal kilometerweit fahren muss, um auf den nächsten Menschen zu treffen, so Prof. Lutz Neumann, Leiter der Berufsakademie Plauen. Daher möge er den Begriff eigentlich gar nicht. Dass gerade das Vogtland mit seiner Vielzahl an Gewerbegebieten und einem ausgeprägten Mittelstand ein völlig anderes Bild abgibt, davon konnte sich am Donnerstagvormittag der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder persönlich überzeugen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte seinen bayerischen Amtskollegen und weitere Gäste zu einer lockeren Gesprächsrunde in die „Fabrik der Fäden“ nach Plauen eingeladen.
Neben Bildung und Wirtschaft spielten auch Themen wie Grenzkontrollen, die medizinische Versorgung und explodierende Kosten im Sozial- und Pflegebereich eine Rolle. So lobte Michael Kretschmer die erfolgreiche Landarztausbildung in Sachsen und warb um Unterstützung der Studenten, die mit einer fertigen Medizinausbildung „Goldstaub“ für den ländlichen Raum seien.
Thomas Hennig, Landrat des für ihn „schönsten Landkreises der Welt“ betonte die enorme Entwicklung seiner Heimat seit der politischen Wende. Gerade jetzt gehe es aber darum, das Vogtland weiter zu gestalten und voranzubringen. Mit den explodierenden Kosten, insbesondere im Sozialbereich seien dem Landkreis jedoch die Hände gebunden. Ein für den Landrat, der sich selbst als Gestalter, nicht als Verwalter sieht, unzumutbarer Zustand.
Unter anderem auf die Vorteile einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen in Sachsen und Bayern machte Dr. Markus Söder aufmerksam. So könnten gemeinsame Projekte und Ideen entstehen und vorangebracht werden.
Zweite Station der Politiker: das Plauener mittelständische Unternehmen Plauen Stahl Technologies. Nach dem Empfang durch die Geschäftsleitung ging es denn auch gleich zur "Sache". Die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens, dessen Produkte, die heute auch in Bayern eine wortwörtlich tragende Rolle spielen und die Herausforderungen durch eine ständig wachsende Bürokratie kamen zur Sprache. Beide Ministerpräsidenten stimmten darin überein, dass sich in Deutschland nicht nur in dieser Richtung viel bewegen müsse. "Ihr, die ihr hier produziert und die Werte schafft, dürft nicht zusätzlich am bürokratischen Gängelband geführt werden", so Bayerns Ministerpräsident Markur Söder. Er stimme in dieser Frage seinem sächsischen Amtskollegen Michael Kretschmer zu. Der wiederum kennt die Probleme des Mittelstandes - nicht nur im Vogtland - nach seinen Unternehmensbesuchen der letzten Monate genau.
Wenige Augenblicke später sprach Markus Söder auch einige Beschäftigte des Unternehmens an. "Wo drückt der Schuh?" Und wie sollte es anders sein, kamen die derzeitigen Hauptprobleme der ungezügelten Migration, des generellen Sicherheitsgefühls der Bürger und der Bundespolitik im Allgemeinen zur Sprache. "Ich verstehe Euch", so der bayerische Spitzenpolitiker. Der Berg an Problemen wachse derzeit. Das mache die Menschen unzufrieden. Von 30-Milliarden-Löchern im Bundeshalt war die Rede, aber auch verfehlter Wirtschaftspolitik. Auch in diesen Fragen zeigten die beiden Ministerpräsidenten Übereinstimmung.
Nicht ganz unbeeindruckt vom Bratwurstdurft des nahen Grills ließen sich Markus Söder und Michael Kretschmer dann auf eine "echt vogtländische Roster" ein. Während dessen blieb Landrat Thomas Hennig in Gesprächen mit den Mitarbeitern und der Geschäftsführung. "Ich brauche diese Rückkopplung, die mir viel über die Stimmungen im Vogtland sagt", so Thomas Hennig. "Wir stehen vor extrem herausfordernden Zeiten. Da müssen wir unseren Bürgern auch viel erklären, warum manche Entscheidungen so und nicht anders gefällt werden. Das Schöne daran ist, dass danach eigentlich überall Konsens über das Wie und Warum der Landkreis-Politik herrscht."
Dass die Beschäftigten des Plauener Stahlbau-Unternehmens dieser Offenheit mit einer ebensolchen begegneten, bestimmte den Wert des knapp einstündigen Besuches der Spitzenpolitiker. Darin waren sich am Ende alle Beteiligten einig.