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Forstbehörde erfasst flächendeckend Befall durch Borkenkäfer im Privatwald

Datum: 28.07.2020

Die in den Trockenjahren 2018/2019 gestartete Massenvermehrung der Borkenkäfer dauert weiterhin an. Obwohl sich das Wetter in 2020 feuchter präsentierte, registrieren die Mitarbeiter der Forstbehörde seit Mai Rekordfangzahlen in den Monitoring-Fallen. Damit es zu keinen Rekorden beim anfallenden Schadholz kommt, müssen Befallsherde zügig erkannt und beräumt werden. Aus jeder befallenen Fichte können sonst potenziell 20 Fichten mit Neubefall werden.

Vor dem Monatswechsel Juni/Juli zum Schwärmen der ersten Jungkäfergeneration 2020 startete die Forstbehörde den zweiten Begang der Befallserfassung. Bereits vor dem ersten Begang im Mai wurde der Vogtlandkreis in 22 Befallserfassungsgebiete aufgeteilt. Damit bezeichnet man eine zusammenhängende Flächeneinheit, die potenzielle Buchdruckerbefallsflächen beinhaltet. Die Einteilung sichert einerseits den notwendigen Kontrollturnus ab, andererseits das befallsgefährdete Fichtenbestände flächendeckend unabhängig von der Eigentumsart geprüft werden. Im Landeswald erfasst der Staatsbetrieb Sachsenforst den Befall, größere kommunale Waldbesitzer wie die Stadt Plauen oder private Waldbesitzer mit eigenem Fachpersonal kontrollieren ihre Bestände im eigenen Interesse mit vergleichbarer Intensität. Durchschnittlich 100 Herde sind im Borkenkäferjahr 2019/20 pro Befallsgebiet erkannt und gekennzeichnet worden. Dafür sorgen alle elf Mitarbeiter der Forstbehörde, die von weiteren Forstkollegen unterstützt werden: Der Vogtlandkreis hat finanzielle Mittel bereitgestellt, um zusätzlich externe Dienstleister vertraglich binden zu können, da die eigenen Kapazitäten nicht ausreichen. Weiterhin wurden aus anderen Fachbereichen der Landkreisverwaltung Mitarbeiter mit forstlicher Ausbildung abgeordnet, um so die Waldfläche des Vogtlands abdecken zu können. Jeweils im August und September sind weitere flächendeckende Kontrollen vorgesehen.

Zahlreiche Waldbesitzer kontrollieren ihren Wald wie empfohlen aller 14 Tage selbst und reagieren rasch auf Befall. Stellen Mitarbeiter der Forstbehörde Befall fest, werden Flurstück und Eigentümer ermittelt. Übersteigt der Schadholzanfall eine kritische Schwelle wird ein Bescheid  versendet. Dieser verpflichtet den Eigentümer zur Sanierung binnen vier Wochen, um eine Ausweitung des Befalls auf gesunde Bestände  benachbarter Waldbesitzer zu verhindern. Allein aus dem zweiten Begang 2020 resultieren über 220 Bescheide, die eine Gleichbehandlung der Waldbesitzer und rechtssicheres Verwaltungshandeln gewährleisten. Darüber hinaus haben sich im Laufe der Borkenkäferkrise zu vielen Waldeigentümern Kontakte entwickelt, die eine schnelle Sanierung gewährleisten.

Für die Eigentümer von Waldflächen stellt sich die Situation 2020 sehr schwierig dar. Während die Holzpreise stark gefallen sind, haben sich die Preise für Dienstleistungen aufgrund der hohen Nachfrage nach oben entwickelt. In der Folge sind Sanierungen kaum kostendeckend zu bewerkstelligen bzw. führen zu Defiziten – eine Belastung, die nicht jeder Waldbesitzer schultern kann. Der Landrat des Vogtlandkreises hat sich zwischenzeitlich mehrfach bei der Sächsischen Staatregierung für Hilfen im Privatwald eingesetzt, die über die aktuellen Fördermöglichkeiten hinausgehen.

Um die Massenvermehrung der Borkenkäfer zu stoppen, benötigen Waldbesitzer einen langen Atem. Regelmäßige Kontrollen auf braunes Bohrmehl am Stammfuß lassen frischen Befall rechtzeitig erkennen. Der Baum besitzt in diesem frühen Stadium meist noch eine völlig grüne Krone und kann einen gesunden Eindruck vermitteln! Doch genau auf diese Bäume kommt es an. Zügiges Fällen, Entrinden oder Verbringen aus dem Bestand sind geboten, um Neubefall im Umfeld zu verhindern. Bäume mit trockener brauner Krone und abblätternder Rinde hat der Schädling bereits verlassen und sind nicht mehr fängisch. Diesem Waldbild müssen Eigentümer zuvorkommen, um nachhaltige Sanierungserfolge zu erzielen. Dass der Vogtlandkreis dabei auf einem guten Weg ist, zeigt ein Blick über die Kreisgrenzen hinaus. Wenn auch einzelne Hänge und Kuppen entwaldet sind, dennoch können Vogtländer und Besucher ein intaktes Landschaftsbild genießen. Vor dem Hintergrund einer Deutschland- und Europaweiten Krise in den Wäldern ist dies keine Selbstverständlichkeit.