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Zecken-Zeit – doch Borreliose muss nicht sein

Datum: 04.05.2023

Mit steigenden Temperaturen und dem einen oder anderen Regenschauer beginnt im Frühling für gewöhnlich auch die Jagdsaison der Zecken, die besser unter dem Namen  „Gemeiner Holzbock“ bekannt sind.

Gefürchtet ist die bei uns Menschen, aber eigentlich irrtümlich blutsaugende Schildzecke als Überträgerin einer Vielzahl von Infektionskrankheiten. Irrtümlich, weil sie sich am Menschen nicht erfolgreich entwickeln und fortpflanzen kann. Dennoch reicht dieser Irrtum in vielen Fällen aus, um Menschen krank werden zu lassen. So ist die (Lyme-)Borreliose, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird, die bedeutendste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Deutschland. Allein im Jahr 2022 gab es in Sachsen 1709 gemeldete Fälle, davon 198 im Vogtlandkreis. Das ist insofern alarmierend, da eine Übertragung des Erregers relativ leicht verhindert werden kann. Dafür braucht es nur ein wenig Aufmerksamkeit und etwas Verständnis darüber, wie Zecken eigentlich ticken.

Umtriebig ist das blutdürstige Spinnentier bei anhaltend hoher Luftfeuchtigkeit um 80-85 Prozent schon ab einer Umgebungstemperatur von etwa 7-8°C, also fast das ganze Jahr über. Besonders aktiv aber ist der Gemeine Holzbock vor allem im Frühling und Herbst, was nicht zuletzt an den günstigen Witterungsbedingungen liegt. Im Frühling brauchen Zecken eine Blutmahlzeit, um sich zu häuten und damit zum erwachsenen Tier entwickeln zu können. Im Herbst sind es dann allein die erwachsenen Weibchen, die ohne die Nährstoffe aus dem Blut eines Wirtes kaum ihre bis zu 3000 Eier legen könnten.

Zu den bevorzugten Lebensräumen des Holzbocks zählen etwa Lichtungen, Tierpfade und Wegränder in Laub- und Mischwäldern, aber auch in und an Wiesen, insbesondere in der Nähe von Gewässern. Auf öffentlichen Grünflächen, in Parkanlagen und Gärten findet das Gliedertier gute Bedingungen und breitet sich zunehmend dorthin aus. Etwa jede vierte Zecke trägt den Erreger der (Lyme-) Borreliose in sich.

Die Einstichstelle des Holzbocks spürte man zunächst nicht, ist sie doch ein Cocktail aus Betäubungsmitteln, Gerinnungshemmern und entzündungshemmendem Wirkstoffen. Bemerkt wird der Zeckenstich in aller Regel erst, nachdem die Zecke schon mit der Blutmahlzeit begonnen hat. Manches Mal auch erst dann, wenn sie schon längst wieder verschwunden ist und sich in neun von zehn Fällen die Wanderröte als untrügliches Zeichen einer Borrelien-Infektion an der Einstichstelle entwickelt. Dann ist eine sofortige antibiotische Therapie erforderlich.

Bei uns Menschen sind die Zielgebiete und damit die Körperstellen, die wir nach einem Aufenthalt im Freien besonders im Blick haben sollten, vor allem die Leistengegend und die Kniekehlen. Aber auch in den Achseln und Ellenbeugen oder auch hinter den Ohren und insbesondere bei kleinen Kindern im gesamten Kopfbereich findet der Gemeine Holzbock attraktive Rastplätze.

Wenn man helle Kleidung trägt, sieht man das Tier leichter auf der Suche nach einer geeigneten Stelle und man kann die Zecke sofort entfernen. Noch in Feld und Flur sollte regelmäßig kontrolliert werden. Auch wenn man einen Hund oder eine freilaufende Katze besitzt, sollten diese vorsichtshalber regelmäßig auf Zecken abgesucht werden. Bereits festsitzende Zecken, sind rasch mit einer Pinzette oder Zeckenkarte zu entfernen. Aber bitte ausschließlich durch herausziehen, nicht durch drehen.

Man wird sicher nicht alle Zeckenstiche verhindern können. Wenn man aber beim Aufenthalt im Freien achtsam ist und einen Blick dafür hat, unter welchen Umständen und an welchen Orten Zecken sich aufhalten, ist man bestens gerüstet.